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Leipziger Maler Norbert Wagenbrett zeigt erstmals in Leuna seine Arbeiten. Einige davon sind hier entstanden.
Eine Frau im verschmutzen blauen Arbeitskittel. Sie sitzt vor einer Wand aus Rohren und Ventilen โ offenbar ihr Arbeitsplatz. Ihre Hรคnde liegen verschrรคnkt im Schoร. Sie schaut einen geradewegs an, ihr Blick ist ernst, ja, stoisch fast. Da flackert nichts in diesem Blick, das darauf deutet, es kรถnnte heute doch mal ein ganz anderer Tag werden. Wie viele Jahre das selbe Spiel?
Das Bild ist eins von insgesamt 19 groรformatigen, farbigen Bildern, die ab Donnerstag in der Galerie des cCe Kulturhauses in Leuna von dem Leipziger Maler Norbert Wagenbrett zu sehen sind. รberschrieben ist die Ausstellung mit โDer lebendige Spiegelโ. Erstmalig zeigt er Arbeiten in Leuna. Damit kommt er quasi an einen der Orte zurรผck, an denen er vor vielen Jahren gewirkt hat. Denn in den 80ern war er hier Leiter eines Malzirkels. Die Arbeiterin im blauen Kittel รผbrigens hat er so im Leuna-Werk kennengelernt und portrรคtiert, sagt er. Das Bild ist 1989 entstanden โ ein fรผr Deutschland besonderes Jahr. Eins, das an seinem Ende den Trรคumen der DDR-Bรผrger Flรผgel verlieh.
In seiner Art erinnert dieses Bild genau wie fast alle Arbeiten Wagenbretts an Bilderย von beispielsweise Otto Dix aus den 20er Jahren โ so unter anderem Doppelportrรคts seiner Eltern, einige Selbstportrรคts sowie Portrรคts anderer Personen, sein Groรstadt-Tryptichon etc. im Stil der sogenannten Neuen Sachlichkeit.ย Wie bei dem Geraer Maler sind Wagenbretts Bilder solche, die man nicht im schnellen Vorbeigehen abhakt. Sie ziehen Blicke an. Unversehens trittย der Betrachter mit ihnen in einen fiktiven Dialog. Denn es sind nicht einfach nur realistische Abbilder von Menschen in ihrem Umfeld. Es sind vielmehr scharf geschnittene Ansichten. Und wer sich auf sie einlรคsst, spรผrt, da ist noch was, etwas, was hinter dem รuรerlichen liegtโฆ Es sind Bilder, die zum Nachdenken herausfordern, ja, geradezu zwingen. โLebendige Spiegelโ eben.
Das ist Norbert Wagenbretts Sicht auf seine Modelle. Was er will, ist das Einfangen, das Deutlichmachen dessen, was gerade diesen einen Menschen, den er portrรคtiert, auszeichnet. Es ist quasi der Blick hinter dem, was auf den ersten Blick sichtbar ist. Und das tut er, indem er das, was er hervorheben und betonen will, รผberzeichnet. โVerstรคrkter Realismusโ sagt er dazu. Veristische Malerei nennt es die Kunstkritik.
Galeristin Alexandra Schmรผcking freut sich, dass die Ausstellung zustande gekommen ist. โNorbert Wagenbrett hat mit Leuna zu tun. Und noch nie hat er hier ausgestelltโ, sagt sie und setzt lรคchelnd hinzu: โDa wird es Zeit.โ Sie selbst liebe die Malerei der 20er Jahre, der Neuen Sachlichkeit. โIch mag sie sehr.โ
Wagenbrett, der an der Hochschule fรผr Grafik und Buchkunst in Leipzig unter anderem bei Arno Rink, Sighard Gille, Volker Stelzmann, Wolfgang Peuker studiert hat und Mitte der 80er Jahre auch Meisterschรผler von Willi Sitte war, befasst sich ausschlieรlich mit Portrรคts. Seit 40 Jahren. โIch entwerfe damit ein Gesellschaftsbild. Das ist die Ideeโ, sagt er. โDazu gehรถren Menschen allen Alters, aus allen Lebensbereichen, aus den verschiedensten Umfeldern, vielfรคltigste Charaktere โ Menschen, die die Gesellschaft letztlich ausmachen und gestalten.โ
Auch die drei Bilder โBrigade I (1986)โ, โBrigade II (1989)โ, โBrigade III (1989)โ, die in Leuna entstanden sind und von denen eins die Arbeiterin im blauen Kittel darstellt, gehรถren dazu. Die Leuna-Werke haben die Arbeiten damals angekauft, erzรคhlt Wagenbrett. Heute sind sie Bestandteil der Landessammlung Sachsen-Anhalt. Seit Jahren nun schmรผcken sie Besprechungsrรคume der Leunaer Firma Innospec, das sie von der Dokumentationsstelle Kunst der Landesverwaltung Sachsen-Anhalt geliehen hat. Ganz bewusst, sagt Innospec-Geschรคftsfรผhrer Dietrich von der Wense, habe man sich fรผr diese Bilder von Wagenbrett entschieden. โDer Kรผnstler stellt in seinen Werken die Menschen in den Mittelpunkt, Menschen, die oft auch eine Verbindung zum Chemiestandort Leuna haben. Und hier schlieรt sich schon der Kreisโ, so von der Wense. โKunst sollte nicht nur im Museum hรคngen โ warum nicht auch dort, wo wir arbeiten? Kunst kann anregen, nachzudenken und miteinander ins Gesprรคch zu kommen.โ Diese, durchaus auch kritische, Auseinandersetzung erlebe er tatsรคchlich immer wieder. โEs ist jedes Mal interessant und bereichernd, sich darรผber auszutauschen, was die Kolleginnen und Kollegen mit einem Bild verbinden.โ
Die Ausstellung ist bis zum 21. Mรคrz 2025 in Leuna zu sehen. Neben den รผblichen รffnungszeiten lรคdt die Galerie am Samstag, dem 15. Mรคrz 2025 in der Zeit von 14.00 bis 17.00 Uhr zur Besichtigung der Ausstellung im Beisein des Kรผnstlers in die Galerie ein.
Christine Fรคrber
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