Manege frei für junge Talente

Sie waren Zauberer und Clown. Sie waren Moderator und Jongleur. Und sie waren wahre kleine Meister am Trapez und auf dem Drahtseil. Die Kinder der Jahn-Grundschule Leuna haben dieser Tage Eltern, Großeltern, Lehrern, Freunden und allen, die es sehen wollten, gezeigt, welch bis dato unentdeckte Talente in ihnen schlummern.

Zum Abschluss des Schuljubiläums – die Jahn-Grundschule besteht seit 95 Jahren – gab es hier nicht nur den Tag der offenen Tür und ein Schulfest, sondern auch einen Zirkus. Ein echtes Highlight. Denn die Künstler des Programms waren die Kids. Unter dem Chapiteau von Circus Casselly boten sie ein Feuerwerk der Zirkuskunst – mit Bällen, Tüchern und Zauberstab, mit Ringen, Schaukel und Seil und vielem mehr.

Eine ganze Woche hatten sie unter den Augen der Cassellys und unter deren Anleitung gelernt und geprobt. Jeden Tag zwei Stunden. Das war schon spannend und anstrengend zugleich. Oskar aus der dritten Klasse fand’s cool. Mit Bällen jonglieren, das kann er seit seiner Kid-Zeit, meinte er. „Das ist relativ leicht.“ Ja, aber mit Ringen, Bällen und Tüchern? Klar, auch das klappte in der Gruppe wunderbar.

Aller fünf Jahre gibt es für die Jahn-Schüler ein Projekt mit dem Circus Casselly. Der Zirkus, den bereits die siebte Generation am Laufen hält, hat sich vor 22 Jahren auf die Projektarbeit mit Schulen in ganz Deutschland spezialisiert. Hier erleben die Kinder nicht nur die wunderbare, glitzernde Traumwelt unter der Kuppel.

Sie erleben, dass der Erfolg keinem in den Schoß fällt. Das ist schon Arbeit, oft Teamarbeit. „Es macht immer wieder Spaß“, sagt Jessica Casselly. „Was wir hier erleben, ist klasse. Wir sehen, wie das Selbstbewusstsein der Kinder wächst, ja, wie sie über sich hinauswachsen, wie hervortritt, was in ihnen schlummert. Aus einem schüchternen Kind wird da plötzlich ein lustiger Moderator, es taut regelrecht auf. Jeder soll einmal glänzen können.“

Und genau das bezweckt das Projekt. Lehrerin Anja Tröbner, die hinter den Kulissen die aufgeregte Bande zusammenhielt, war begeistert – von jedem einzelnen. Und im voll besetzten Zelt staunte das Publikum. Mit Beifall wurde nicht gespart. „Eine tolle Sache für die Grundschule“, meint die Mutter von Viertklässler Jarvis, der seine Zauberkünste zeigte. „Die Zirkusleute geben sich ganz viel Mühe.“

Schulleiter Sandro Knoll weiß wichtige Helfer an seiner Seite, ohne die ein solches Projekt unmöglich wäre. „Große finanzielle Unterstützung kommt von der Stiftung Spergau“, sagt er. „Auch umliegende Firmen und die Stadt Leuna engagieren und beteiligen sich sehr.“

Derweil war auch im Schulhaus tüchtig Betrieb. Schließlich ist nicht aller Tage Schulgeburtstag. Die Musiker der Musikschule Fröhlich, die hier eine Heimstatt haben, umrahmten das Fest. Ehemalige Schüler warfen einen Blick in ihre Schule. Und künftige Schüler auch. Sie bekamen schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das, was sie später wohl erwartet.

Neugierig konnten sie und ihre Eltern einen Blick quasi hinter die Kulissen werfen – in den MINT-Klassenraum genauso wie ins Schülerlabor, die Werkräume etc. und nicht zuletzt in die Aula, wo im kleinen Schulmuseum auch die Schulchronik zu bestaunen war. Mit Sicherheit wird dieser Tag Eingang finden in die nächste Ausgabe der Schülerzeitung „Jaz“, die Leo aus der dritten Klasse und das aus sieben Schülern bestehende Redaktionsteam verteilte. Ein Euro dafür jedenfalls war echt eine gut angelegte Investition.

Christine Färber