Neuartiger Energiespeicher am Standort Leuna im Einsatz

Ohne nachhaltige Speicher wird die Energiewende nicht gelingen. Schließlich stehen Wind- und Solarstrom nur zur Verfügung, wenn der Wind weht und die Sonne scheint. Ist das nicht der Fall, müssen bisher Erdgas oder gar Kohle verstromt oder die benötigte Energie am Markt zugekauft werden. Lithium-Batterien, die für private Solaranlagen als Speicher angeboten werden, sind für den industriellen Einsatz vergleichsweise teuer und angesichts der begrenzten Anzahl von Ladezyklen in ihrer Lebensdauer wirtschaftlich limitiert.

Unternehmen, die in erneuerbare Energien investieren möchten, benötigen, um überschüssigen Strom kostengünstig und ressourcenschonend zu speichern, alternative Lösungen. Der mittelständische Schmierstoff-Spezialist ADDINOL Lube Oil GmbH setzt nun bei der flexiblen Zwischenspeicherung des auf dem Betriebsgelände in Leuna erzeugten Solarstroms auf eine neuartige Speichertechnologie der Hypnetic GmbH aus Hannover und ist damit der erste industrielle Pilot-Partner des Start-ups.

»Für uns ist dieses Projekt ein weiterer Meilenstein in Richtung nachhaltiger und unabhängiger Energieversorgung. Nachdem im Oktober 2022 unsere Photovoltaikanlage auf der neu errichteten Lagerhalle in Betrieb genommen wurde, machen wir mit dem Energiespeicher von Hypnetic einen weiteren Schritt«, beschreibt ADDINOLGeschäftsführer Georg Wildegger sein Engagement.

Bereits im Mai 2021 wurde er in der WirtschaftsWoche auf Hypnetic aufmerksam, wo es zum Start-up der Woche gekürt wurde. Das 2020 gegründete Unternehmen nutzt Stickstoff als Speichermedium. »Vorstellen kann man sich das, wie ein containergroßes Pumpspeicherwerk«, beschreibt Hypnetic-Mitgründer und Geschäftsführer Alexander Börgel das Verfahren. »Dabei pumpen wir kein Wasser in höher gelegene Speicherbecken oder Luft in unterirdische Kavernen, sondern pressen mit Hilfe einer Flüssigkeit Gas mit bis zu 350 bar in handelsübliche Druckbehälter.

Der Clou: Bei der Entladung des Speichers bzw. der Entspannung des hochkomprimierten Gases wandelt das gleiche hydraulische Aggregat, welches zuvor den Druck aufgebaut hat, das Gas wieder in Strom um.« Auf diese Weise sind vergleichsweise kleine, dezentrale und sogar modular einsetzbare Energiespeicher für industrielle Anwendungen möglich, die 100 Tausend Ladezyklen zulassen. Um den Wirkungsgrad der Anlage noch weiter zu erhöhen, nutzen die Gründer auch die Wärme, die bei der Komprimierung entsteht.

Ein regional und vom Bund geförderter Prototyp läuft seit 2021 im Labor der Leibniz-Universität Hannover. »Mit unserem ersten Praxiseinsatz bei ADDINOL in Leuna möchten wir die Industrietauglichkeit unserer Technologie unter Beweis stellen und den Grundstein für einen erfolgreichen Markteintritt legen«, resümiert Alexander Börgel das gemeinsame Vorhaben. Eine Zielgruppe ist ganz klar das produzierende Gewerbe mit PV-Anlage auf dem Betriebsgelände und schwankendem Stromverbrauch. Eine ebenfalls interessante Anwendung ist die Kombination mit einem Wasser-Elektrolyseur in der Grünen-Wasserstoff-Produktion.

»Unternehmen, die auf uns zukommen, suchen nach einer Speicherlösung, mit der sie ihre Energiebezugskosten senken, ihre Unabhängigkeit gegenüber dem Stromnetz erhöhen und ihren ökologischen Fußabdruck verringern können. Genau für diesen Kundennutzen haben wir unseren Hypnetic-Energiespeicher designed«, erklärt Niko Dalke, Technischer Leiter der Hypnetic GmbH.