Bürgerinformationstag 2024, Foto: VNG

Wasserstoff in Mitteldeutschland: Hoffnungsträger oder teures Experiment?

Der Energiepark Bad Lauchstädt soll ab 2025 grünen Wasserstoff liefern. Doch in der Region Leipzig/Halle kämpfen viele Projekte mit Kosten und fehlender Nachfrage.

Wasserstoff gilt als Schlüsselelement der Energiewende. Er kann als sauberer Energieträger fossile Brennstoffe ersetzen und überschüssigen Strom aus Wind und Sonne speichern. In Mitteldeutschland entstehen derzeit zahlreiche Projekte rund um die Produktion und Nutzung von grünem Wasserstoff. Doch während der Energiepark Bad Lauchstädt kurz vor dem Start steht, geraten viele Vorhaben in der Region ins Stocken.

Energiepark Bad Lauchstädt auf der Zielgeraden

Im südlichen Sachsen-Anhalt, unweit von Halle, nimmt der Energiepark Bad Lauchstädt langsam Gestalt an. Ab 2025 soll dort erstmals Wasserstoff in industriellem Maßstab produziert werden. Dafür entsteht aktuell eine großtechnische Elektrolyseanlage, die mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden soll. „Wir fahren bewusst einen langen Probebetrieb“, erklärt Projektleiter Richard Heinze. Noch fehlen einige Leitungen, und die Inbetriebnahme der verschiedenen Module muss sorgfältig abgestimmt werden. Staub, Vibrationen und parallele Bauarbeiten stellen die Ingenieure vor zusätzliche Herausforderungen.

Herzstück der Anlage ist ein 30-Megawatt-Elektrolyseur, der künftig mit Windstrom betrieben wird. In mehreren Hallen auf dem weitläufigen Gelände wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Über eine neu errichtete Pipeline soll der grüne Wasserstoff später ins bestehende Gasnetz eingespeist werden.

Bevor die reguläre Produktion startet, steht eine intensive Test- und Simulationsphase an. Bereits jetzt laufen erste Stromleitungen und Steuerungen im Probebetrieb. Ab Herbst werden die Systeme schrittweise hochgefahren. Besonderer Fokus liegt auf der Erprobung des unterirdischen Kavernenspeichers, in dem der Wasserstoff zwischengelagert und bedarfsgerecht abgerufen werden kann. „Diese Phase ist entscheidend, um spätere Versorgungsengpässe oder technische Probleme auszuschließen“, so Heinze.

Der Energiepark Bad Lauchstädt gilt als Modellprojekt für die Energiewende und die Dekarbonisierung der Industrie. Neben der Produktion und Speicherung von grünem Wasserstoff soll die Anlage auch als Blaupause für weitere Projekte in Deutschland und Europa dienen. Zusätzlich verspricht man sich wirtschaftliche Impulse für die Region: Rund 100 Arbeitsplätze werden direkt oder indirekt entstehen.

Trotz der verbleibenden Herausforderungen zeigt man sich optimistisch: „Wir sind auf der Zielgeraden“, so Heinze.

Am Samstag, dem 21. Juni, können sich interessierte Bürger beim „Besuchertag“ selbst ein Bild vom Fortschritt machen und die Technologie hautnah erleben.

Bürgerinformationstag im Energiepark Bad Lauchstädt
Wann: 21.06.2025, 11:00 bis 16:00 Uhr
Wo: Lange Lauchstädter Straße 55, 06179 Teutschenthal

Zu teuer und nicht nachgefragt

Während in Bad Lauchstädt der erste Wasserstoff fast in Reichweite scheint, zeichnet sich für viele andere Projekte in Mitteldeutschland ein anderes Bild ab. Immer häufiger werden Anlagen verschoben oder gar aufgegeben. Der Grund: Die Produktion ist schlichtweg zu teuer.

„Mit den aktuellen Produktionskosten bekommen wir keine langfristigen Abnahmeverträge zustande. Und damit bricht das ganze Konstrukt zusammen“, erklärt Stephan Löw, Chef des Energieversorgers VNG. Laut aktuellen Berechnungen liegt der Preis für Wasserstoff derzeit bei rund 6 bis 7 Euro je Kilogramm – deutlich über dem Preis von Erdgas. Solange sich daran nichts ändert, bleibt grüner Wasserstoff für viele industrielle Anwendungen wirtschaftlich uninteressant.

Projekte auf der Kippe

In der Region Leipzig/Halle wurden bereits mehrere Vorhaben gestoppt oder verschoben:

  • Die HH2E-Anlage in Schkopau ruht,
  • das Großprojekt „Green Bridge“ in Bitterfeld-Wolfen wurde zurückgestellt,
  • BMW und TotalEnergies agieren derzeit abwartend.
  • Auch das Startup HH2E und weitere Player im Wasserstoffmarkt zögern mit neuen Investitionen.

Politische Unterstützung gefragt

Die Bundesregierung verfolgt ambitionierte Ziele: Bis 2030 sollen bundesweit 10 Gigawatt Elektrolyseleistung entstehen. Aktuell sind jedoch erst rund drei Prozent davon realisiert. Ohne stärkere politische Unterstützung und attraktivere Rahmenbedingungen wird es kaum gelingen, den Wasserstoffhochlauf in Gang zu bringen.

Wie es gelingen kann, zeigt womöglich der Energiepark Bad Lauchstädt. Bleibt zu hoffen, dass es nicht bei einem Leuchtturmprojekt bleibt.

Falk Morgenstern

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